
Ein Anwesen am Rande der Metropole. Ein gut gesicherter Haupteingang, keine Nebeneingänge, keine Lieferanteneingänge. Umgeben von hohen Mauern, die mit Stacheldraht gesichert wurden. Dahinter, ein gut gepflegter ausschweifender Garten mit Marmorfiguren und ein mit weißen Steinplatten vorgegebener Weg, gesäumt von hochgeschwungenen dekorativen Torbögen, an denen seltene außerplanetarische Rosen emporwuchsen. In der Mitte des Geländes, ein mehrstöckiges Gebäude im klassischen Stil von Terra; die Außenwände mit komplizierten Fresken versehen. Versteckt hinter der prunkhaften Dekoration: elektronische Sicherheitsmaßnahmen. Sensoren überwachten jeden Zugang. Sie reagierten nicht auf die Bewegungen der verschiedenen Bediensteten im Garten, würden jedoch einen Eindringling sofort erkennen und Alarm auslösen. Kameras beobachteten jeden Winkel und leihten ihre schlaflosen Augen der Sicherheitszentrale des Anwesens.
Der Schlüssel zum Sicherheitssystem waren die für Außenstehende unauffälligen elektronischen Fußfesseln der Bediensteten. Die Sensoren tasteten sie ab und verglichen sie mit einer internen Datenbank, die regelmäßig automatisch und auch manuell überprüft wurde; in letzter Zeit öfter automatisch als manuell. Das System galt als narrensicher.
Ein Schatten hüpfte über die Mauer und landete im hinteren Teil des Gartens. Sensoren in der Mauer erfassten ihn, verglichen die Daten seiner Fußfessel mit der Datenbank – und schlugen keinen Alarm. Stattdessen begannen die Kameras in diesem Teil des Anwesens damit, die letzten 30 Sekunden der Aufnahme in einer Endlosschleife wiederzugeben. Der Schatten warf seinen Mantel ab, der eine Uniform für die Diener des Anwesens verbarg und versteckte ihn in einem Gebüsch. Danach huschte er auf den Hauseingang für Bedienstete zu und bezog seitlich zur Tür Stellung. Kurz darauf öffnete sich die Tür automatisch und der Schatten huschte hinein, bevor sich die Tür hinter ihm schloss.
Kaum im Inneren angekommen, änderte er seine Körperhaltung. Er nahm eine professionelle, aber dennoch untergebene Haltung ein und bewegte sich geschäftsmäßig auf den hinteren Teil des Anwesens zu. Er mied größere Gänge und Hallen. Gelegentlich begegneten ihm Sicherheitsangestellte, denen er zunickte und die sein Nicken erwiderten.
Und so achtete niemand auf den Eindringling, der offen durch die Sensoren lief. Denn auch wenn man sein Gesicht nicht kannte, waren die Sensoren doch unfehlbar, die Kameras zeichneten alles auf. Es ging außerdem das Gerücht um, dass man diesen imperatorverlassenen Planeten ohnehin bald hinter sich lassen würde. Die Bediensteten des pompösen Anwesens, die zurückbleiben würden, um das Gebäude in der Abwesenheit des Inquisitors zu pflegen waren mannigfaltig, gesichtslos und wechselten oft. Wie unwahrscheinlich war es doch, dass sich ein Fremder so tief im inneren Teil des Anwesens befand, quasi unmöglich. Hätte jedoch eine Wache länger als nötig an der Uniform vorbei in das offen getragene Gesicht gesehen, hätte sie vielleicht bemerkt, dass lediglich seine Augen sich bewegten und er beim Nicken das höfliche Lächeln nie erwiderte. Außerdem hätten sie vielleicht die für einen Hausdiener ungewöhnliche kleine Tragetasche an der Hüfte bemerkt.
Am Ende des Anwesens angekommen, huschte der Fremde in das größte Büro des Anwesens, das um diese Uhrzeit wie immer leer stand. Zielsicher platzierte er in einer abgelegenen Ecke im hinteren Teil des Zimmers einen unscheinbaren, kleinen Gegenstand. Danach verließ er das Büro und ging geschäftsmäßig seinen Nicht-Tätigkeiten im Haushalt nach.
Wenige Minuten später betrat Inquisitor Geddon sein Büro.