Arijochs Wirken
Zufrieden lehnte sich Arijoch in seinem Knochenthron zurück und ergriff den Schädelbecher mit dem heißen Met.
Das Ritual war fast vollendet und Pardona die 23. war gerade dabei den vorletzten der 64 "Freiwilligen" fachgerecht auszuweiden, um es zu Ende zu bringen. Danach würde sie die entsprechenden Worte intonieren und das Blut der Opfer würde über sie kommen und in ein seherisches Orakel verwandeln. Sobald das Geschehen war, würde er die notwendige Weisheit der dunklen Götter erlangen, um seinem engen Verbündeten Morgurion beraten zu können. Er würde dann wissen, welchen Kurs dieser mit seinen Booten setzen und welches Ziel er erobern sollte. Mit dem Großhäuptling der Stämme war bereits alles geklärt und die Drachenschiffe standen schon bereit. Auch Arijochs Hunde waren schon verladen und dürsteten nach einer guten, blutigen Jagd.
Endlich waren die letzten Zuckungen des finalen Opfers erloschen, als auch schon eine erste Veränderung mit der Seherin vor sich ging. Ihre Haut verfärbte sich glühend rot und aus ihrem schädel begannen gewundene Hörner zu wachsen. Da begann Arijoch mit der Befragung, denn er wußte, es ging um Minuten. Nach Beantwortung seiner Fragen hob sie ein weiteres Mal an zu sprechen "Und auf den Titanengebeinen werden sich die Schicksale Ghyrans kreuzen und nur eine Macht kann danach für lange Zeit herrschen." Am Ende dieser Weissagung war Pardona dick angeschwollen, blutig und ihre Stimme war nur noch ein rauhes Krächtzen. Bevor sie noch weitere Worte stammeln konnte, bebte ihre Masse und dann platzte sie mit einem wiederwärtigen Geräusch.
Schade, dachte sich Arijoch, dann mußte er sich wohl nach Pardona der 24. umsehen, doch das konnte warten, zuerst würde er die versammelten Häuptlinge über das Erfahrene informieren.
Der Aufbruch
...
Die Raben kreisten krächzend um den bereits im Sonnenlicht schimmernden Mastkorb des Drachenschiffes, als er mit seinem guten Dutzend handverlesener Krieger in den Hafen marschierte.
Als er mit klirrenden Sporen die Laufplanke betrat, sog er tief die ihn umgebenden Gerüche ein. Deutlich waren neben dem Salzwasser, den ungewaschenen Leibern der Ruderer und dem feuchten Holz des Schiffsrumpfes die stechenden Ausdünstungen der beiden sicher verwahrten Bruten wahrzunehmen, welche einst seine älteren Brüder gewesen waren.
Zufrieden lächelnd dachte er an sein erst kurz zurückliegendes Treffen mit dem Großhexer des Kriegshäuptlings der vereinigten Stämme.
Dieser hatte, unter großen Gesten und mächtige Beschwörungen murmelnd, sein Knochenorakel geworfen und gute Vorzeichen für seine Reise herausgelesen, ja er hatte ihm sogar seinen Lehrling anvertraut, damit dieser seine Expedition begleiten und hierdurch Erfahrungen sammeln sollte. Erfreulicherweise hatte sogar der Meister des Khorne – Tempels seinen Eintritt in die Runjaskjo angekündigt.
Als er die Bordwand hinter sich ließ, schlugen die eingepferchten Kriegshunde mit irrem Gebell an, dem sich die begeisterten Hochrufe der Ruderer anschlossen, während er den Mittelgang der Sturmbraut entlangschritt.
Nachdem er das Achterdeck mit dem Steuerruder erklommen hatte, drehte er sich ruckartig mit weit ausgebreiteten, leicht erhobenen Armen herum und blieb einen langen Augenblick regungslos in dieser Pose stehen.
In der sich ausbreitenden erwartungsvollen Stille konnte man das ängstliche Schnauben der Pferde im Unterstand im Bug vernehmen, die vor dem Geruch seiner ebenfalls dort untergebrachten Feuerechse scheuten.
Sich seiner furchterregenden Erscheinung und seiner machtvollen Stellung wohl bewußt, badete er noch einen kurzen Atemzug in der Verehrung der an seiner riesigen Gestallt haftenden Blicke der Mannschaft bevor er mit weit ausholender Geste seine Arme senkte.
In diesem Augenblick begannen seine engsten Vertrauten seinen Namen zu skandieren. Aus dem zunächst leisen „Morgurion“ wurde bereits nach wenigen Augenblicken ein treibender, rhythmischer Sprechgesang der von allen aufgenommen wurde. Inmitten des Getöses stieß er seine gewaltige gepanzerte Faust senkrecht in den Himmel um sie gleich darauf unglaublich endgültig zu senken und mit seinem weisenden Krallenfinger entschlossen die fernen Gestade zu seinem Eigentum, zu seiner Beute zu erklären.
Mit seiner tiefen, vibrierenden Doppelstimme rief er mit absoluter Bestimmtheit nur ein einziges Wort. Dieses „Vorwärts“ ließ alle auf dem Schiff in frenetischen Jubel ausbrechen und jede Hand fasste unter Schlachtgesängen mit an, um so schnell wie möglich die offene See zu gewinnen. Über diese stürmische Begeisterung lächelnd wandten sich seine beiden Köpfe einander mit einvernehmlichem Nicken zu und brachen in polterndes, erwartungsvolles Lachen aus, als die Sturmbraut mit der kleinen Expedition an Bord vom Kai abstieß und ,gefolgt von beiden Begleitschiffen, in den hellen Morgen glitt.
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Die Ankunft
Es war eine rauhe Seefahrt gewesen und viele Opfer mußten an die Hunde verfüttert werden, als endlich das geweissagte und ersehnte Land am Horizont erschien. Die Männer legten sich nochmals mächtig in die Riemen und so kamen sie schnell voran. Bald konnte man erkennen, daß sich voraus eine große, einladende Bucht auftat. Morgurion gab Anweisung, am rechten Ufer anzulegen, da sich an dieser Stelle ein hügeliges Land mit lichten Wäldern befand, die als Deckung und Baumaterial für das geplante Kriegslager dienen würden.
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Als endlich die ersten Landzungen zu erkennen waren, regte sich auch Arijoch, der seit Melden des Landes durch den Ausguck unbeweglich neben dem Steuerruder gestanden hatte. Zunächst griff er nach bereitliegendem grünem Obsidianschwert und nach der Schädelbrecherkugel. Sodann begann er zunächst mit kleinen knappen Bewegungen sich zu lockern. Dann wurden im Laufe der Zeit die Schläge und Schwünge immer schneller, bis Arijochs Hiebe kaum noch zu sehen waren und er einem tobenden Sturm des Todes glich.
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Als zwei Faden Wassertiefe verkündet wurden, stand Arijoch ruckartig still. Trotz der gewaltigen Anstrengung des Waffentanzes war er kaum außer Atem, als er befahl seine Kriegshunde zu holen. Als dies geschehen war blieb er am Bug stehen und seine heulenden Höllenhunde sprangen jaulend und geifernd um ihn herum.
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Sobald das Schiff auf den Strand auflief sprang Arijoch, dicht gefolgt von seinen Kriegshunden, ins noch knietiefe Wasser und stürmte an den Strand, von wo aus er und sein Hunderudel begannen, die nähere Umgebung nach Opfern zu durchpirschen.
Der erste Winter
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Von halbnackten Zwergen und Spitzohren besiegt ....
Das würde er nicht auf sich Sitzen lassen. Morgurion stapfte durch den frisch fallenden Schnee und schüttelte beide Köpfe.
Für dieses Jahr war er zwar gezwungen, ein armseliges Winterlager zu beziehen, aber er würde eine neue Offensive starten. Es mußte schon mit Tzeentch zugehen, wenn es ihm nicht gelang, mit der erwarteten Verstärkung allen Feinden das Fell über die Ohren zu ziehen.
Als er sich das kommende Gemetzel ausmalte, brach er in schallendes Gelächter aus und rieb sich die Hände. Er freute sich schon auf die Schneeschmelze im nächsten Jahr.
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